Die ISM 2025 (International Conference on Industry of the Future and Smart Manufacturing) hat erneut gezeigt, warum sie zu den weltweit führenden Konferenzen im Bereich Smart Manufacturing zählt. Mit 390+ wissenschaftlichen Beiträgen, 400+ Teilnehmenden vor Ort und online sowie über 70 B2B- und B2S-Meetings bot das Event einen beeindruckenden Überblick über aktuelle Forschung und industrielle Anwendungen. Ein besonderer Höhepunkt: Der Track zum Digital Product Passport (DPP). Mit 32 akzeptierten peer-reviewed Papers war der DPP-Track der stärkste der gesamten Konferenz – ein klares Signal, dass der Digitale Produktpass zum zentralen Baustein der digitalen und zirkulären Transformation wird.

Daniel Bachlechner und Viola Gallina auf der ISM 2025Was die DPP-Community bewegt

Inhaltlich dominierte eine breite Themenpalette: von Circular Economy und E-Waste über regulatorische Anforderungen (ESPR) bis hin zu semantischer Interoperabilität, KI-gestützten Fabriken und ersten domänenspezifischen Implementierungen in Elektronik oder Kunststoff. Trotz vieler Perspektiven zog sich ein roter Faden durch fast alle Beiträge: Ohne vertrauenswürdige, interoperable Data Spaces bleibt der Digitale Produktpass eine Insellösung.

DPP aus Data-Space-Sicht: Drei zentrale Beobachtungen

1. Technische Verankerung im Digital Twin

Mehrere Arbeiten integrieren den DPP direkt in die Asset Administration Shell (AAS) und koppeln ihn an föderierte Datenräume wie Gaia-X oder Catena-X. Damit wird der DPP zu einem „First-Class Citizen“ im Digital Twin – eine ideale Grundlage für Data Spaces.

2. Gemeinsame Semantik statt proprietärer Modelle

Ob UN/CEFACTs UNTP, ontologie-basierte Modelle oder Circularity Indicators: Viele Beiträge betonen die Notwendigkeit einer gemeinsamen semantischen Schicht, um DPP-Daten sektor- und länderübergreifend interpretierbar zu machen.

3. Governance & Trust als Erfolgsfaktoren

Datenräume funktionieren nur mit klaren Rollen, Policies und Zugriffsrechten. Ansätze aus IDS/Gaia-X und Verifiable Credentials werden zunehmend als Blaupause für DPP-Ökosysteme verwendet.

Fazit

Der Digitale Produktpass ist kein statisches Dokument – er ist ein vernetzter Datenservice. Sein Mehrwert entsteht erst dann, wenn Unternehmen ihn in föderierte Data Spaces einbetten. Für DPP-Initiativen bedeutet das:

  • Architekturen auf Basis von AAS/Digital Twins gestalten
  • gemeinsame Semantik entwickeln (UNTP, Ontologien, CIs),
  • Governance, Rollen und Policies entlang der Wertschöpfungskette definieren.

Die ISM 2025 hat eindrucksvoll gezeigt, wie rasant sich dieser Bereich entwickelt und wie wichtig Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Standardisierung bleibt.